Natürlich werden nicht nur die Rodenberger Landwirte subventioniert; subventioniert wird die Landwirtschaft auf der ganzen Welt, aber besonders in der EU.
58 Milliarden gibt die EU jährlich aus, was ca. ein Drittel des EU-Haushaltes ausmacht. Im Schnitt machen die Subventionen ca. 50% des Einkommens der Landwirte aus, d.h. für jeden vom Landwirt verdienten Euro legt der Steuerzahler noch mal einen Euro dazu.
Am 4. September 1921 war in unserem Städtchen der Teufel los. Statt Kriegerfest-Umzug und Demonstration gegen die Teuerung herrschten Unruhen und Gewalt. 5000 auswärtige Marschierer hatten die Veranstaltung zu einem „Anti-Sedan-Tag“ gemacht. Örtliche Aufrührer führten Kaufleute, Handwerker und Landwirte mit „Wucherer-Schildern“ durch die Lange Straße.Zum symbolische Höhepunkt wurde diese Szene: Ein jugendlicher Arbeiter aus Rodenberg holte die Fahne, die Gewehre und anderes Eigentum des Kriegervereins aus dem Ratskeller und zerstörte sie. Die Fahne wurde draußen verbrannt. Auf der Straße hielt ein auswärtiger Anführer eine ,,aufreizende Rede“, wie es in einem Bericht heißt. Der Zug löste sich schließlich auf dem Schützenplatz auf. Wie, das ist nicht genau nachvollziehbar.
Rodenberger Zeitung vom 27.05.1922. Für den ganzen Text klick auf Bild
Der Regierungspräsident verlegte hinterher eine Hundertschaft Schutzpolizei nach Groß Nenndorf und ließ „mit Motorrädern und Automobilen einen scharfen Patrouillendienst ausüben“.
Im alten Dorf Grove gab es neben den stattlichen, reich geschmückten Häusern der Bauern auch die Katen der kleinen Leute. Zu erkennen an ihren niedrigen Seitenwänden und oft zahlreichen Umbauten.
Eine der letzten Katen stand am Kirchdamm – knapp nördlich von der Mündung der Ackersbeeke in die Steinaue. Sie war bis zuletzt bewohnt. Die damalige Wohnsituation würde man heute als „prekär“ bezeichnen, denn der Zahn der Zeit nagte an Dach und Fassade.
Um das Jahr 2002 muss es gewesen sein – da wurde das letzte Zeugnis der kleinen Leute in Grove abgerissen.
Vor einigen Jahren lernte ich den gebürtigen Rodenberger Uwe Kanscheit kennen, den es beruflich nach Nürnberg verschlagen hat.
Wir blieben in einem unregelmäßigen Kontakt, u.a. deshalb, weil Uwe einen großen Teil meiner Julius Rodenberg Sammlung übernommen hat. Von daher weiß ich, dass er eine der größten, wenn nicht die größte Privatsammlung zum Thema besitzt.
Ich habe Uwe gebeten, für meinen Blog ein paar Zeilen zu seiner Sammelleidenschaft zu schreiben…:
Mein Name ist Uwe Kanscheit, bin in Rodenberg geboren und die ersten 30 Jahre meines Lebens habe ich auch dort verbracht. In der Schule habe ich natürlich von der Geschichte Rodenbergs und von seinem bekanntesten Sohn, Julius Rodenberg erfahren. Damals war es für mich allerdings eher „Pflichtprogramm“.
Ein weniger bekanntes Kapitel der jüngeren Geschichte Rodenbergs dürften die Vorkommnisse am 04. Sept. 1921 sein. Vor 100 Jahren war in unserem Städtchen der Teufel los. Statt Kriegerfest-Umzug und Demonstration gegen die Teuerung herrschten Unruhen und Gewalt. Mehr als 5000 auswärtige Demonstranten marschierten auf Rodenberg zu.
Die Demonstration lief im Verlauf des Tages völlig aus dem Ruder.
Appell des Landrats an die Bevölkerung. Für den ganzen Text klick auf Bild (Rodenberger Zeitung vom 10.09.1921)
Hardy Krampertz streifte 1990 in seiner ,,Chronik III“ auf Seite 157 das Geschehen, schrieb dazu: ,„Eine Bewertung der Ereignisse kann im Rahmen dieser Ortsgeschichte nicht erfolgen. Es handelt sich hier nicht nur um eine ortsbezogene Auseinandersetzung`, sondern im ganzen hannoverschen Umfeld kam es zu ähnlichen Aktionen.“
Was Rodenberg und seine Umgebung damals erschütterte, soll auch hier nicht historisch aufgearbeitet und bewertet werden. Aber nachdem die Beteiligten verstorben sind, kann die Geschichte jetzt wohl in knapper Form erzählt werden. Einige Mühe macht dabei, dass die Quellen (Pressemeldungen, Stellungnahmen, Prozessberichte) je nach Standpunkt sehr unterschiedlich gefärbt sind. Ich benutze für diesen Beitrag Aufzeichnungen meiner Mutter Gerda Zerries und des Lokalchronisten Walter Münstermann in Auszügen.
Es war das Jahr 1923, das Jahr der Hyperinflation. Kostete in Frühjahr ein Ei noch 200 Mark waren es Ende d. J. bereits 320 Mrd. Mark.
Die Inflation war eine Folge des verlorenen ersten Weltkriegs. Der kostete nicht nur sehr viele Menschenleben, sondern auch Unmengen an Geld. Geld was die Reichsregierung nicht hatte – aber man hoffte, den Krieg zu gewinnen und dann sollten die Verlierer die Zeche bezahlen.
Es kam bekanntlich anders und um seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, brachte die Regierung mehr und mehr Geld in Umlauf, auch wenn es für die immer höhere Anzahl Banknoten keine materiellen Gegenwerte im Land gab. Dadurch begann der Teufelskreis der Inflation, die im Jahre 1923 ihren Höhepunkt erreichte.
Gesehen in der Feldstraße. Nach meiner Vorstellung sollte die eindeutige Kennzeichnung einer Tempo 30-Zone Aufgabe der Stadt – und nicht der Anwohner – sein …
Bürgerbrief von 1919 für den Bergmann W. Gewecke, Grove Nr, 100, heute Masch 2
Kürzlich erreichte mich dir Frage, ob ich etwas zu den Rodenberger Bürgerbriefen wüsste. Ein Signal für mich, die mehrmonatige Sommer- und Beitragspause zu beenden …
In einzelnen Rodenberger Familien ist er noch vorhanden: Ein Bürgerbrief der Vorfahren, verliehen vom „Magistrat“ (Rat der Stadt) und unterschrieben vom jeweils amtierenden Bürgermeister.
Der Bürgerbrief war ein Dokument, welches in der Zeit zwischen dem Mittelalter bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts von vielen europäischen Städten und Kommunen auf Antrag erteilt wurde. Zugewanderten Bewohnern sollte die Möglichkeit zum Erwerb der vollen bürgerlichen Rechte zu gewährt werden.
Mit dem Alter ist das so eine Sache: Der/die Eine feiert zum dritten mal den 39. Geburtstag und der kleine Junge an der Supermarktkasse behauptet, schon längst 18 Jahre alt zu sein. Um das wirkliche Alter bei den Menschen festzustellen genügt ein Blick in den Personalausweis.
Nicht so bei Häusern. Sind sie jüngeren Baujahres – so um die 50 – 70 Jahre alt, lässt sich das an vielleicht noch vorhandenen Dokumenten festmachen. Ist das Haus über einhundert – oder gar 200 Jahre alt wird es schwer. Da helfen dann nur historische Unterlagen wie alte Ortspläne, Hausnummernlisten oder Chroniken.
Anlass für diesen Artikel ist ein immer mal wieder zum Verkauf stehendes Haus „Suntalstraße 2“, das Eckhaus zw. Suntalstraße und Bahnhofstraße. Als Baujahr wird auf der Verkaufsplattform das Jahr „1914“ angegeben.
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