Gustav Honebrinker und ein brauner Fleck … I

Es ist nur ein kleiner Weg, der den Name „Honebrinker Weg“ trägt. Er hat noch nicht einmal Anwohner …

Zunächst wollte ich dem geneigten Leser den Namensgeber des Weges näher bringen, denn wer kennt ihn schon? Im Zuge der Recherche bin ich dann auf einen bemerkenswerten Fleck in Honebrinkers Vergangenheit gestoßen, der mich in zwei Abteilungen des  Bundesarchivs in Berlin und des Landesarchivs Niedersachsen forschen ließ. Im Ergebnis ist die Ehrung, welche ihn als Namensgeber eines Rodenberger Weges widerfährt, fragwürdig.

Es muss Anfang der 90ger Jahre gewesen sein, als der damalige Rat für den Namen votierte. Der Name eines Musiker machte ja auch Sinn im Musikantenviertel, wie das Wohngebiet westlich der Suntalstraße auch genannt wird. Seit Ende des Krieges wohnte der Orchester-Chef Gustav Honebrinker in Rodenberg.

Honebrinker ist im Jahr 1897 als Sohn des Geldbriefträgers Robert H. und dessen Frau Sophie in Hannover geboren worden. Er besuchte dort das Gymnasium und studierte an verschiedenen Orten Musik. In den Jahren 1916-18 war er Militärmusiker. Seine erste Anstellung fand er 1920 als Kapellmeister am Residenztheater Hannover. Es folgten verschiedene Stationen, u.a. eine Saison als Chef des Kurorchesters in Bad Nenndorf und als Kapellmeister in Plauen und Hof (1930).

Nach dem Krieg wohnte Honebrinker in der Suntalstraße 20 und schlug sich in verschiedenen Stellungen durch, u.a. bewarb er sich als Musiklehrer am damals privaten Gymnasium in Bad Nenndorf und fand Anstellung als  Hilfsmusiker beim „Schaumburger Orchester“, welches in Bad Nenndorf beheimatet war.

1951 wurde er als Hauptmann, analog zu seinem letzten Dienstgrad „Stabsmusikmeister“ bei der Wehrmacht, beim neu gegründeten Bundesgrenzschutz angestellt. Er war fortan Chef des neu aufgestellten Musikkorps des Grenzschutzpräsidiums Mitte in Kassel (Quelle: Wolfgang Neusius, „Kleines Lexikon der Polizeimusik“ 2002). Dieses Musikkorps half auch in Bonn aus – u.a. bei Staatsempfängen, bei denen die Gäste mit militärischen Ehren empfangen wurden. Wir erinnern uns: Die Bundeswehr, welche später diese Aufgaben übernahm, wurde erst 1956 gegründet.

Das nebenstehende Bild zeigt Bundeskanzler Adenauer im Jahr 1956, der sich bei Gustav Honebrinker, Leiter des Musikkorps, für das dargebrachte Morgenständchen bedankt. (Quelle http://heinzjonas.beim-alten-bgs.de, abgerufen am 17.12.2021).

Das Bild dürfte vor dem Palais Schaumburg entstanden sein, welches bis zum Neubau des Bundeskanzleramtes als Sitz des Bundeskanzlers diente.

Letzter Wohnsitz G. Honebrinker

Bereits in den 20ger Jahren baute der mittlerweile pensionierte Vater von Honebrinker ein Haus in der Suntalstraße. Vermutlich mit seiner Entlassung aus dem Bundesgrenzschutz im Jahr 1956 zog er in dieses Haus und lebte dort zurückgezogen bis zu seinem Tod im Jahr 1982. Honebrinker hatte keine Kinder.

In Honebrinkers Vita habe ich bislang die Zeit des Nationalsozialismus ausgelassen.
Diese folgt im Teil II, welcher am 15.08.2022 hier erscheint.