Die Quadriga bei Adolf Mithoff …

Ende August d.J. erschien ein Artikel in den Schaumburger Nachrichten über die Quadriga, welche der damals siegreiche Napoleon 1806 vom Brandenburger Tor geklaut hat und den anschließenden Rücktransport von Paris durch unsere Gegend nach Berlin. Napoleon wurde von den Berlinern daraufhin als „Pferdedieb“ bezeichnet und der Rücktransport treffend als „Retourkutsche“ …

Der Pferdedieb

Der Artikel ist ein guter Anlass mal zu schauen, was Adolf Mithoff zu dem Ereignis aufschrieb. Zunächst zur siegreichen Einnahme von Paris und wie es in Rodenberg gefeiert wurde:

Am 9. April 1814 erfuhr der hiesige Kantor Röbenak bei einem gelegentlichen Aufenthalt in Bückeburg, daß am 31. März Paris kapituliert habe und dass die Verbündeten siegreich in die französische Hauptstadt eingezogen seien. (…) Auf der ehemaligen Richtstätte wurde hierselbst von den jungen Leuten vermittels einiger Stangen ein galgenartiges Gerüst errichtet und darunter ein Haufen Holz und Reisig aufgeschichtet. Nachdem man alsdann eine Strohgarbe mit einem ausgedienten grünen Uniformrock und einem alten, sog. Napoleonshut ausstaffiert und an den errichteten Galgen aufgehängt hatte, ward der Scheiterhaufen entzündet und die Spottfigur Napoleons unter den Hohnrufen der Menge zu Asche verbrannt.

Die Rodenberger „ehemalige Richtstätte“ befand sich gegenüber dem ehemaligen Grünen Baum, heute Bäckerei Striezel, zwischen Aue und Allee.
Mithoff schreibt weiter über den Transport der Quadriga:

Am 25. Mai eilten die Rodenberger in großen Scharen nach dem Galgenbrink, um den unter Bedeckung einer Abteilung preußischer Landwehrkürassiere dort vorbeikommenden Wagenzug zu sehen, mit welchem die 1806 von den Franzosen geraubte und nach Paris geschaffte Bekrönung des Brandenburgertors wieder nach Berlin zurückgebracht wurde.

In der Bildmitte der Krater/Galgenbrink, Karte von 1854

Mit dem „Galgenbrink“ meint Mithoff die „Kraterquelle“ am Weg von Rodenberg nach Horsten. Von der Erhebung hat man einen guten Blick auf den alten Hellweg, die Heerstraße, bzw. die heutige B65. Bemerkenswert ist der Umstand, dass weder Mithoff noch der in der SN zitierte Chronist („preußische Siegeswagen“) den Namen „Quadriga“ benutzt.

Die einzelnen Stücke – Siegeswagen, Siegesgöttin und Viergespann – waren auf sechs Fuhrwerken verladen. Als der Zug herannahte und bei Kobbensen an der hessischen Grenze angelangt war, begann in Rodenberg, Beckedorf, Großnenndorf und Hohnhorst das feierliche Geläut der Kirchenglocken, welches erst dann verstummte, nachdem die Wagen bei der Bücketaler Landwehr die hannoversche Grenze passiert hatten.

Mithoff; Chronik der Stadt Rodenberg

Nach den gewonnenen Befreiungskriegen marschierte die preußische Armee am 31. März 1814 in Paris ein. Am 4. April meldete der Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher nach Berlin, dass die Quadriga gefunden sei und der König ihre unverzügliche Rückführung nach Berlin befohlen habe.
Die Quadriga wurde in 15 Kisten verpackt und Anfang April 1814 auf dem Landweg über Compiègne, Noyon, La Fère, Saint-Quentin (21. April), Beaumont, Brüssel (4. Mai), Louvain, Tirlemont, Saint-Trond, Lüttich (8. Mai), Aachen (9. Mai), Jülich, Düsseldorf (10. Mai), Elberfeld (12. Mai), Schwelm, Hamm (16. Mai), Bielefeld (20. Mai), Minden (22. Mai), Hannover (24.–27. Mai), Halberstadt (1. Juni), Schönebeck, Magdeburg, Brandenburg, Werder und Potsdam (8. Juni) zurück nach Berlin geschickt.

Wie die o.a. Quelle schon vermuten lässt, ist der Transport im Jahr 1806 nach Paris auf dem Wasserweg über Hamburg, Nordsee, den Rhein und über franz. Kanäle nach Paris erfolgt.

Die Quadriga wurde in Paris nie der Öffentlichkeit gezeigt.

Bei dieser Gelegenheit wäre es interessant zu wissen, welchen Weg der Transport durch Nenndorf nahm. Grundsätzlich kommen vier verschiedenen Wege in Betracht, denn so viele Routen nahm der alte Hellweg, der Heerweg, die Fernverkehrsstraße 65, die Reichsstraße 65 bis hin zur heutigen Bundesstraße 65 durch Nenndorf. Alle Wegeführungen haben/hatten eins gemeinsam: Sie beginnen an der heutigen Kreuzung Drei Steine und mündeten an der Bückethaler Landwehr, der Grenze zum Königreich Hannover.

Aber diese Geschichte ist wiederum eine eigene …