Das Jahr 2000 war ein aufregendes Jahr! Die etwas älteren Leser (> 30), hatten das seltene Glück eine Jahrtausendwende erleben zu dürften. In Hannover fand die EXPO 2000 statt – ein Jahrhundert-Ereignis für Deutschland und die Region, allerdings blieb das Ergebnis hinter den Erwartungen zurück.
Ich selbst partizipierte in meinem Job vom „Jahr-2000-Problem“ – in IT-Fachkreisen auch „Y2K-Bug“ genannt.
Anfang der siebziger Jahre bildete sich im Zuge der Gebietsreform die Samtgemeinde Rodenberg. Die ehemalige Stadtverwaltung und die nun neue Samtgemeindeverwaltung zog vom Rathaus/Ratskeller an der Langen Straße in das frei gewordene ehemalige Amtsgericht. Der nun „überflüssige“ Ratskeller wurde anschließend an die damalige Sparkasse der Grafschaft Schaumburg verkauft – in der Hoffnung, dass diese dort ihre Geschäftsstelle hin verlegt. Gaststätten gab es damals noch reichlich in Rodenberg und deshalb konnte aus damaliger Sicht gern auf die Traditionsgaststätte „Ratskeller“ verzichtet werden. Gerüchte besagen, dass von dem Verkaufserlös das neue Freibad gebaut wurde …
Allerdings sanierte die SPK ihr altes Gebäude und verkaufte den Ratskeller neben anderen Gebäuden in der Umgebung an einen Privatmann.
So erlebte der Ratskeller von den frühen siebziger Jahren ein trostloses Dasein. Trotz mehrerer Versuche der Verwaltung weigerte sich der damalige Eigentümer hartnäckig, die Grundstücke zu verkaufen. Das betraf auch die ungenutzten und verwahrlosten Grundstücke östlich und westlich des Ratskellers. Der ein- oder andere erinnert sich vielleicht noch an das ewig eingerüstete Haus östlich des Ratskellers oder an den Backsteinkomplex westlich davon, in dem der Besitzer einen Zeitungs- und Lottoladen betrieb.
Ein Ratsmitglied (ein späterer Bürgermeister) hatte eine gute Verbindung zum Eigentümer und schaffte es um das Jahr 1998 den Ratskeller und andere Gebäude für die Stadt aufzukaufen. Weitere Grundstücke zwischen dem Amtsplatz und der Langen Straße folgten. Ziel des Rates war damals, neben dem schon bestehenden Marktzentrum noch einen Vollversorger nicht auf der „grünen Wiese“, sondern in der Innenstadt anzusiedeln. Das gelang dann auch mit der Fa. WEZ, die über eine Tochtergesellschaft die Errichtung des Gebäudes übernahm.
Doch zurück zum Ratskeller: Es war nach der ersten Besichtigung schnell klar, dass von dem damals schon 150 Jahre alten Gebäude nur noch die Fassade wertvoll ist. Zufällig befand sich die Stadt damals in einem Städtebauförderprogramm. Aus diesem Programm konnten nicht unerhebliche Fördermittel akquiriert werden, welche die für die Stadt erheblichen Kosten erträglich machten.
Im Herbst 2001 fand eine Bauauschusssitzung auf der Baustelle des Ratskellers statt. „Zufällig“ feierte die WEZ-Baustelle Richtfest. Unvergessen wird für mich das Datum sein: Es war der 11.09.2001, der Tag der Terroranschläge in den USA!
Im Rückblick war diese (seit dem Stadtbrand 1859) erste und umfangreiche Umgestaltung der Ortsmitte nur möglich, weil der Bürgermeister (E. A. Meier), der Verwaltungschef (E. Wilke) und der Stadtrat fraktionsübergreifend, offen, eng und vertrauensvoll im Sinne der Stadt wirkten.
Zudem gab es noch großzügige Spender, die sich der Stadt verschrieben haben. Sie stifteten u.a den Kinkeldey-Brunnen und das Glockenspiel am Ratskeller.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Ratskeller in der Rodenberger Gastronomielandschaft behauptet …