Als Download: „Aus der Kindheit“ …

In der neuen Broschüre des Heimatmuseums wird der „Literaturpapst des Kaiserreiches“, Journalist, Dichter, Herausgeber der Deutschen Rundschau und Ehrenbürger der Stadt Rodenberg ohne namentliche Nennung als „ein Schriftsteller“ bezeichnet …
Gemeint ist natürlich Julius Rodenberg.

Die von der Anzahl der Exponate umfangreichste, optisch und didaktisch wertvolle J. Rodenberg-Ausstellung wird mit keinem Wort erwähnt.

Durchfeuchtete Deckenbalken im inneren der Windmühle.

Um so bemerkenswerter ist es, dass einer nie richtig funktionierenden, nicht zu besichtigenden und technisch uninteressanten, weil leeren Windmühle, eine ganze Broschüre gewidmet wird! Darüber hinaus unterliegt die Mühle einem dauernden Sanierungsbedarf, weil stetig eindringendes Niederschlagswassers das innere Balkenwerk beschädigt.
Da wird schnell klar, dass hier die Verhältnisse nicht stimmen!

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Die Rundschau Affäre …

Ein Artikel in der Deutschen Rundschau aus dem Jahr 1888 mit dem Titel „Aus Kaiser Friedrichs Tagebuch 1870/71“ brachte Julius Rodenberg und seinem Redakteur Friedrich Heinrich Geffcken eine Anklage wegen Landesverrats ein.

Was war geschehen?

Das Jahr 1888 ging als das „Dreikaiserjahr“ in die dt. Geschichte ein. Der greise Kaiser Wilhelm I. starb im März. Sein Sohn folgte ihm als Kaiser Friedrich III. auf den Thron – schon vom Kehlkopfkrebs gezeichnet erlag er der Krankheit am 14. Juni. Gerade mal 99 Tage war er Kaiser gewesen.

Noch am gleichen Tag wurde Friedrichs Sohn Kaiser: Wilhelm der II.

Im Mittelpunkt der Affäre steht eine Anklage wegen Landesverrats und zwei prominente Kontrahenten: Reichskanzler Fürst Bismarck auf der einen und der Prof. Jurist Friedrich Heinrich Geffcken auf der anderen Seite, eine Art bunter Vogel, Hamburger Senatorensohn und Studienfreund von Kaiser Friedrich III.
J. Rodenberg und die Dt. Rundschau kann man dagegen eher als Kollateralschaden in dieser juristischen Auseinandersetzung bezeichnen.

Quelle Wikipedia

Im August d. J. bekam Julius von Prof. Geffcken eine bereits redigierte Auswahl aus dem Tagebuch von Kaiser Friedrich, das dieser als Feldherr im deutsch/französischen Krieg 1870/71 geschrieben hatte. Woher hatte Geffken das Tagebuch? Er hatte es 1873 vom befreundeten Kronprinzen zum lesen erhalten, wobei Geffken ohne dessen Wissen eine Kopie anfertigte. Julius brachte noch einmal mildernde Streichungen an und gab das Manuskript ohne Quellenangabe zum Druck frei.

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Die Wege nach Hannover … I

Das Thema wurde schon oft berührt, aber nie wirklich aufgeräumt: Wie kamen unsere Vorfahren von Rodenberg nach Hannover?
Eins ist offensichtlich: Immer Richtung Norden nach Nenndorf, aber nicht über die heutige Bundesstraße 65 oder 442 und schon gar nicht über die Autobahn. Auch nicht über die heutigen Allee oder die (Haupt-)Straße durch Bad Nenndorf. Diese Straßen gab es in dem Zeitraum 1790 bis 1930 gar nicht oder nicht in dem heutigen Verlauf. Und manche der erst vor 200 Jahren angelegten Straßen existieren heute schon nicht mehr.

In einer losen Reihenfolge möchte ich in den nächsten Wochen über die vier Hauptwege und deren Geschichte berichten.
Zwei meiner Artikel berührten das Thema schon einmal:

Woher hat die Kreuzung „Drei Steine“ ihren Namen?
(Artikel auf „museumslandschaft-rodenberg.de)

– Die Quadriga bei Adolf Mithoff …

Die Wege zwischen Rodenberg/Grove und der Bücketaler Landwehr (Übergang zum Königreich Hannover) in den Jahren 1790 bis heute. Quelle: Nieders. Landesvermessungsanstalt 1951

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Ein Brief aus Nürnberg …

Vor einigen Jahren lernte ich den gebürtigen Rodenberger Uwe Kanscheit kennen, den es beruflich nach Nürnberg verschlagen hat.
Wir blieben in einem unregelmäßigen Kontakt, u.a. deshalb, weil Uwe einen großen Teil meiner Julius Rodenberg Sammlung übernommen hat. Von daher weiß ich, dass er eine der größten, wenn nicht die größte Privatsammlung zum Thema besitzt.

Ich habe Uwe gebeten, für meinen Blog ein paar Zeilen zu seiner Sammelleidenschaft zu schreiben…:

Mein Name ist Uwe Kanscheit, bin in Rodenberg geboren und die ersten 30 Jahre meines Lebens habe ich auch dort verbracht. In der Schule habe ich natürlich von der Geschichte Rodenbergs und von seinem bekanntesten Sohn, Julius Rodenberg erfahren. Damals war es für mich allerdings eher „Pflichtprogramm“.

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War Julius Rodenberg ein Verleger?

Bislang unbekannte Erkenntnisse veröffentlicht gerade die Museumslandschaft Rodenberg (das „Amt“ dürfte nach der Eröffnung des Museums in Bad Nenndorf sicherlich entfallen) zum großen Sohn unserer Stadt. Im Artikel (abgerufen am 07.02.2021) gibt es die steile These, das J. Rodenberg u.a. ein „Verleger“ war.

Mir hilft es oft, wenn ich mich vor dem schreiben über das Thema informiere. Wenn man nun nicht seiner eigenen Julius-Rodenberg-Ausstellung traut, in der sein Leben und Wirken ausführlich dargestellt ist, hilft das lesen des Wikipedia-Artikels über J. Rodenberg. Oder noch einfacher: Ein Blick auf das Namensschild der Julius Rodenberg Grundschule in der Langen Straße.

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„Waldmüllers Margret“, die Schaumburger Oper …

In Zeiten der Corona-Pandemie haben wir ja etwas Zeit, uns z.B. mit kulturhistorischen Themen zu beschäftigen. Auch wenn sie etwas „schwerer“ und mit fast zwei Stunden zeitintensiver sind. Gern liefere ich etwas Stoff dazu.

Hintergrund

Das Melodram „Waldmüllers Margret“, getextet von Julius Rodenberg und vertont von Heinrich Marschner, wurde 1855 in Hannover uraufgeführt. Dann wurde es noch einmal 1990 in Rodenberg, also vor 30 Jahren, in einer aufwändigen Inszenierung erneut zur Aufführung gebracht. Die lokale Presse jubelte und sprach damals von „DER Schaumburger Oper“!

Bühnenhintergrund

Heinrich Marschner (1795-1861) war ein deutscher Komponist der Romantik, Kapellmeister und u.a. königlicher Hofkapellmeister in Hannover. Marschner hat aufgrund der guten Kontakte zu der aus Hannover stammenden Mutter von Julius unsere Stadt Rodenberg mehrmals besucht. In der Dt. Rundschau Nr. 85 aus dem Jahr 1895 widmet Julius Rodenberg ihm unter dem Titel „Aus der Jugendzeit, Heinrich Marschner“ ein umfangreiches Kapitel. Unter anderem erinnert er sich an selbst inszenierte Aufführungen im Stockholm vor den Augen und Ohren des Kapellmeisters.

Bei einer dieser Begegnungen überreichte Julius Herrn Marschner eine Mappe mit Texten zu einem Meldodram mit dem Namen „Waldmüllers Margret“. Um so erfreuter war er, als Marschner ihm einige Jahre später die Vertonung überreichte. Nicht nur das: Das Melodrams gelangte 1855 nach einigen inhaltlichen Veränderungen aus Rücksicht zum hannoverschen Königshaus – Julius hatte sich an den ihm bekannten hessischen Rahmen gehalten – zur Aufführung im Opernhaus von Hannover und ein Jahr später auch in Leipzig. Julius war da gerade 24 Jahre alt. In der Landeshauptstadt erinnert heute eine Bronzestatue in der Georgstraße an H. Marschner.

In seiner Einführung spielt der Ohndorfer Oskar Wedel auf eine (vom angesehenen Musikhistoriker Philipp Spitta) angeregte Wiederaufführung des Melodrams an, welche J. Rodenberg jedoch vehement ablehnte. Sein Biograf H. Spiro zufolge war Julius das Stück aus dem Jahr 1888 rückblickend „zu leicht und inhaltslos“. Julius war zu dem Zeitpunkt schon lange zum „Literaturpapst des Kaiserreiches“ aufgestiegen und an seine sentimentalen und sehr romantischen Frühwerke wollte er wohl nicht erinnert werden …

Die Neuaufführung

Es gibt sicherlich viele Details zur neuen Aufführung. So wurden der Einführung von dem neuen Kapellmeister Hansjürgen Lemme zufolge die Texte von Oskar Wedel „modernisiert und in Verse gesetzt“. Hansjürgen Lemme selbst hat die damals 140 Jahre alte Partitur auf die Solisten, Chöre und das ca. 30 Köpfe zählende Orchester transponiert und adaptiert.

Die Aufführung in der Aula des Rodenberger Schulzentrums konnte aber nur aufgrund einer intensiven Recherche der Autorin Eva Rademacher stattfinden. Offenbar war die Partitur mitsamt der Texte verloren gegangen. Eva Rademacher hatte in den Jahren zuvor schon Texte  zu J. Rodenberg verfasst und Vorträge in Rodenberg gehalten. Den einführenden Worten von Oskar Wedel zufolge spürte sie die Partitur in Berlin und/oder Wien auf.
Nicht zu vergessen sei das finanzielle Engagement der damaligen Volksbank Rodenberg, die durch sicherlich nicht unerhebliche Beträge zur Aufführung beigetragen hat.

Die Technik

Die Aufführung ist künstlerisch sehr hochwertig. Das große Orchester, die Chöre und Solisten passen wunderbar zusammen. Alles ist aus „einem Guss“. Nicht zuletzt durch die großartige Arbeit von Oskar Wedel und Hansjürgen Lemme.

Um so ärgerlicher ist es, dass die Aufführung lediglich mit einer amateurhaften VHS-Kamera mit nur einem Mikrofon aufgezeichnet wurde. Der Standort des einzigen Mikrofon war dann auch noch an der Kamera: Hinter den Zuschauern und nicht etwa vor der Bühne oder vor dem Orchester. Gut zu hören ist natürlich der Applaus und jeder Huster im Publikum. Das Orchester klingt trotzdem überraschend gut. Schwierig wird es bei den Monologen und Dialogen auf der Bühne. Da war die Entfernung zum Mikrofon einfach zu groß. Hinzu kommen die für die damals analogen Aufnahmetechnik typischen Rausch- und Brummgeräusche.

Das hätte man besser machen können, denn vor dreißig Jahren gab es bessere Aufnahmetechnik. Die Aufführung wäre es auch wert gewesen, gerade vor dem Hintergrund, dass sich sowas nicht so einfach wiederholen lässt! Ich habe mich nach einigen Versuchen die Qualität zu verbessern auf die reine Konvertierung für YouTube beschränkt. Allerdings wurde von mir eine unangenehme Resonanz bei gut 2 Khz bedämpft, was dem Ton etwas mehr Transparenz gibt. Am unteren Bildrand war ein für VHS typischer und störender „Flimmerrand“ zu sehen, den ich beschnitten habe.

Um das auf VHS-Kassette enthaltenen Werk hier darzustellen, waren einige Abende, der Einsatz von diversen Programmen (neudeutsch: Apps)  sowie viel Geduld erforderlich. Der Durchlauf eines Konvertierungsschrittes erfordert trotz aktueller Hardware schon mal drei Stunden pro Akt …
Ein kulturhistorisches Juwel der Nachwelt zu erhalten war mir diesen Aufwand wert.

Das Werk auf YouTube:

Vorspann aus der org. Videokassette mit der Nennung aller an der Aufführung Beteiligten. Musik (neu hinzugefügt) „Wohlauf in Gottes Schöne Welt“, gespielt von Emile Waldteufel.

Erster Teil mit einer Einführung von Oskar Wedel und Hansjürgen Lemme. Wer sich die schlecht zu verstehende Einführung sparen möchte sollte bei knapp 8 Minuten in die wunderbare Ouvertüre einsteigen.

Zweiter und letzter Teil der Aufführung.

Der ursprüngliche Text zum Melodram zum mitlesen …