ZEIT-ONLINE über Rodenberg …

In der renommierten Hamburger Wochenzeitung ZEIT-ONLINE erschien heute ein Artikel über unsere Stadt unter dem Titel „Die Unwillkommenen“. Anlass ist wiederum ein Artikel aus dem Spiegel von vor 30 Jahren mit dem Titel „Wieso kommen die noch?“. Es ging um den Mauerfall und die anschließenden Wanderungsbewegung der Ostdeutschen nach Westdeutschland – ein unvorhergesehener Effekt der damaligen Wirtschafts- und Währungsunion.
„In Westdeutschland kocht der Haß auf die DDR-Übersiedler hoch. Die Staatenwechsler werden zunehmend als Konkurrenten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt betrachtet. (…)“ hieß es in dem damaligen Spiegel-Artikel. Und weiter: „Gerd Stille, Bürgermeister im niedersächsischen Rodenberg sagte: „Wir halten dieser Belastung nicht mehr stand. Hoffentlich wird die Mauer bald wieder dichtgemacht.“

Die ZEIT Redakteurin Carolin Würfel hat diese Bemerkung zum Anlass genommen, sich 30 Jahre später in Rodenberg umzuschauen und Zeitzeugen zu befragen. Herausgekommen ist ein launiger, in Teilen unfreiwillig komischer („… sieht aus wie ein Cowboy …“) aber interessanter Blick von außen auf unsere Stadt.

In meiner persönlichen Erinnerung aus der Kinder- und Jugendzeit gab es nur einen Bürgermeister, nämlich Gerd Stille. An einen Vorgänger habe ich keine Erinnerung und seine vielen Amtszeiten endeten erst nach 28 Jahren  im Jahr 1996. Als Nachfolger kam mit Ernst-August Meier erstmals ein CDU-Bürgermeister ins Amt. Gerd Stille saß weiterhin im Rat und als sein Ratskollege merkte ich: Das tat ihm weh! Die zweite Reihe passte nicht zu ihm.

Ende der 90er Jahre erhielt er, wie auch sein Nachfolger im Amt des Bürgermeisters, das Bundesverdienstkreuz am Bande. Eine gemeinsame Verleihungszeremonie  mit Ernst-August Meier lehnte er aber ab. Ja, er konnte auch zickig sein.

Der damalige Zustrom aus der ehemaligen DDR war tatsächlich beängstigend und die Bereitschaft zusammenzurücken, war auch nun wieder nicht gegeben. Stattdessen kam die Frage auf: „Warum packt ihr nicht bei euch an?“
Turnhallen, Kasernen und Campingplätze wurden zu Notunterkünften.
Ich selbst hatte damals eine Wohnung zu vermieten und auf eine Chiffre-Anzeige erhielt ich unglaubliche 68 Zuschriften und zusätzlich noch ein Stapel mit Telefonnummern. Von daher war der Ausspruch von Gerd Stille sicherlich „aus der Hüfte geschossen“ – ist aber im engen Zusammenhang mit der damaligen Situation zu sehen, für deren Bewältigung sich Gerd vor Ort auch verantwortlich fühlte. Das waren noch Bürgermeister …

Hier der Link zum ZEIT-Artikel: Die Unwillkommenen