Stadtkirche: eine Korrektur und ein Auswanderer …

Im Beitrag „Eine Kirche für die Stadt!“  habe ich den Zusammenhang zwischen einer großzügigen Spende von einem Herrn J. H. Steiner zum Bau einer Stadtkirche und einer Entwurfsskizze mit Teilen des Schlosses  hergestellt.

Im gleichen Artikel habe ich um ein Exemplar des Büchleins „Bilder einer kleinen Stadt“, Band I gebeten, soweit jemand vielleicht eins davon über hat…

Diese Bitte wurde erhört! Ich habe nun das Büchlein, was allerdings dazu führt, dass ich meine Aussagen aus dem damaligen Artikel korrigieren muss. Die Fähigkeit zur Korrektur, also das Eingestehen von Fehlern, muss ein Historiker mitbringen. Alle noch so logischen, offensichtlichen und oft auch „gewünschten“ Zusammenhänge sind Augenblickserkenntnisse, die durch weitere Forschung, auch anderer, bestätigt oder relativiert werden (müssen).

Was ist noch wahr, was ist falsch?

Der damalige Herausgeber des Büchleins, in Person von Walter Münstermann, schreibt auf die Seite neben der Skizze:

„Die erste Entwurfszeichnungen zum Bau der selbst.-Luth. Kirche mit dem Pastorengebäude.
Sie stammt aus dem Jahre 1883“

Ich lese übrigens die Jahreszahl 1882, kommt aber nicht drauf an. Damit ein Zusammenhang mit der erst im Jahr 1914 erfolgten Spende nicht mehr haltbar. Es ist wohl eher so, wie auch W. Münstermann schreibt, dass die Skizze mit der erst wenige Jahre vorher entstandenen Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche im Zusammenhang steht. Die neue Gemeinde strebte nach der Trennung von der lutherische Staatskirche um das Jahr 1866 nach einer eigenen Kirche.

Unbestritten ist der Versuch, dass Brennereigebäude vom ehemaligen Schloss in die Kirche einzugliedern. Münstermann hat diese vierte Ansicht (rechts unten) für ein Pastorengebäude gehalten. Wie schon erwähnt: Das Brennereigebäude gab es sicherlich noch um das Jahr 1882. Ob es noch 1914 bestand, ist fraglich. Im Kaufvertrag von 1938 (Verkauf der heutigen Schlossinsel vom preuss. Staat an die Stadt Rodenberg) heißt es lediglich:

3.) Mitverkauft wird die auf der Fläche stehende Schlossruine, die unter Denkmalschutz steht.

Der Spender Johann Heinrich Steinert

Bleiben noch ein paar neue Erkenntnisse zum Spender von 1914: Mein Mitstreiter und Archivexperte Huber Finger teilt mir mit: „Beim Recherchieren im Kirchenbuch fand ich, dass der Hauptmann Steiner aus der Chronik der Vater des Spenders und der schon einmal in der Chronik genannte Steinert der Großvater des Hauptmanns ist.“

Zu Johann Heinrich Steinert, dem Spender von 1914, hat Finger den Kirchenbucheintrag gefunden:

Geburt: den 4. Januar 1836 in Grove Nr. 5, Johann Heinrich Steinert, Eltern: Georg Heinrich Steinert, Schlossermeister und zweiter Ehemann der Maria Christine Thürnau, welche früher mit Joh. Heinrich Hecht verheiratet war. 


Unter „Nachträgliche Bemerkung“ steht:

„Wanderte nach Australien aus, kehrte zurück und starb 1914 in Hannover. Er vermachte der Kirchengemeinde Rodenberg 225.000 M zum Bau einer neuen Kirche.“