Die Deutsche Frakturschrift …

„… ist eine Schriftart aus der Gruppe der gebrochenen Schriften. Sie war von Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meist benutzte Druckschrift im deutschsprachigen Raum, dazu – in Konkurrenz zur Antiqua – auch in den nordeuropäischen Ländern.“ (Wikipedia).

Der aufmerksame Rodenberger Spaziergänger wird noch einige Straßenschilder in genau dieser „alten“ und für so manch jüngeren Zeitgenossen schwer zu entziffernden Schrift finden. Tatsächlich hat die Schrift so einige schwer zu verstehende Regeln, die das entziffern erschweren. So z.B. das lange „s“, welches eher dem „f“ ähnelt und das runde „s“.

Steht das „s“ in der Wortmitte, ist es ein langes, – und am Wortende wird es zum runden „s“, was im Wort „Jesus“ zu zwei verschiedenen Schreibweisen eines Buchstabens führen.
Am nachstehenden Straßennahmen dürfen wir gleich mal üben:

Ob der junge Autofahrer den korrekten Namen der Straße – evtl. noch im vorbeifahren – entziffern kann? Aber wir Rodenberger brauchen ja keine Straßenschilder um zu wissen, wie unsere Straßen heißen …!

Anfang der 1940ger Jahre gab es speziell vom Reichspropaganda-minister J. Göbbels schon die ersten Bestrebungen, die Frakturschrift zu verbieten. Als Grund wird vermutet, dass die Bevölkerung in den eroberten Gebieten nicht – neben einer neuen Sprache – auch noch mit einer anderen Schriftart belastet werden sollte. Es wäre durchaus ein Hindernis für die Verwaltung gewesen. Schließlich verfügte NSDAP-Organisationschef Martin Bormann am 3. Januar 1941, dass Adolf Hitler die Frakturschrift in Deutschland nicht mehr sehen wolle. Dem Führer war eingefallen, dass es nicht die urdeutsche Schrift sei, sondern „Schabacher Judenlettern“.

Jedoch war die anschließende Umstellung auf die Schriftart „Antiqua“, oder im Schreiben als „Normal-Schrift“ bezeichnet, nicht schwer: Abgesehen von einer speziellen „SS“-Taste schrieben die Schreibmaschinen im „tausendjährigen Reich“ schon immer Antiqua.

Neonazi Aufmarsch 2012 in Bad Nenndorf. Hier eine sehr kreative Auslegung der „S“ – Regel im Wort „Kameradschaft“ und „Widerstand“ …

Es bleibt von daher ein Geheimnis der Neonazis, warum sie mit Vorliebe die vom Führer verbotenen Schwabacher Judenlettern verwenden …?

Die alten Straßenschilder in Rodenberg dürften so um die Jahre 1939 montiert worden sein, denn ab dann bekam Grove Straßennamen.

Persönlich halte die alten Schilder für eine nette Rodenberger Eigenart. Hier noch eine kleine Auswahl: