… war bis zum ausgehenden Mittelalter ein wichtiger Teil der Verteidigungsanlagen der Stadt. Erst mit dem Ende des 30-jährigen Krieges, der Teilung von Schaumburg und der damit einhergehenden Entfestung der Burg Rodenberg hatte auch das Grabensystem seine Bedeutung verloren. Mithoff schreibt:
Bis ca. 1850 war der Stadtgraben – als einziger Nachlass der ehemaligen Stadtbefestigung – noch ziemlich vollständig erhalten. Er umzog in einer Breite von 32 Fuß (Anm.: ca. 10 Meter) denjenigen Teil Rodenbergs, welcher in früheren Zeiten die eigentliche Stadt, jetzige Altstadt, bildete.
Wie muss man sich das mittelalterliche Grabensystem vorstellen? Ein Blick auf die nebenstehende, stark schematisierte Karte von Mithoff zeigt das Konstrukt der zwei Auearme (Mühlen- und Steinaue), welches durch zahlreiche Gräben ergänzt wurde. Die Stadt Rodenberg lag also strenggenommen nicht zwischen den Auearmen, sondern innerhalb des ringförmigen Stadtgrabens.
Wollte damals ein Grover Bürger den Amtmann auf dem Schloss besuchen, musste er nicht weniger als sechs Brücken überqueren (Steinaue, östl. Stadtgraben, nördl. Stadtgraben, Schergraben, Butengraben und den Schlossgraben). Doch wie komme ich auf das Thema? Weil die Stadt an min. zwei Stellen die seit langem fällige Pflege des Grabensystems vorgenommen hat.
Auf dem Bild ist der Butengraben zu sehen, der den Schlosswall außen umfloss. Er wird gespeist aus dem Stadgraben, der zwischen der Sparkasse und der Apotheke floss, genau gesagt: fließt. Denn sein Lauf ist nur in den Untergrund verlegt worden. Aus dem Stadtgraben wird der Ostergraben (östl. Graben) und schließlich der Butengraben. Das Grabenwehr an der Bastion regelte ursprünglich den Wasserfluss des Butengrabens und sein Abfluss in die Aue.
Hier der freigelegte Graben. Immerhin führt er noch recht viel Wasser.
Wo verlief der westliche Stadtgraben? Wenn ihr im Sommer einen Eisbecher im Eiscafé Dolomiti auf der Terrasse esst, sitzt ihr auf dem Graben. Vor Jahren war auf der anderen Straßenseite (ehem. Platte) ein LKW durch die Betonplatten eingebrochen, die den ehem. Stadtgraben abdecken.
Wie schon angedeutet, gab es auch an anderer Stelle eine Sanierung. Schon seit einigen Jahren lässt die Wassermenge der Mühlenaue zu wünschen übrig. Dafür gab es zwei Ursachen: Ein zugewachsener und verschlammter Oberlauf nach dem Kolk, die Stelle, an der aus der Rodenberger Aue die Mühlen- und Steinaue werden, aber auch ein verfallenes „Rodenberger Wasserkreuz“. Das Bild zeigt die Entwässerung aus dem „Känguru-Viertel“ über das Sportgelände unten und der Verlauf der Mühlenaue oben.
Nun fließt die Mühlenaue wieder, wie es sich für einen Bachlauf gehört. Um das Jahr 1900 schreibt A. Mithoff über die Stadtgräben:
Da der Graben aber seit langen Jahren nicht mehr ausgeschlammt und
dadurch der Zu- und Abfluss des Wassers behindert wurde, so hatten sich allenthalben in demselben, hauptsächlich in der Nähe der Ufer, tiefe, mit Schilf und anderen Wasserpflanzen durchwachsene
Sümpfe gebildet, die besonders in der heißen Jahreszeit zur größten Belästigung der Anwohner, üble gesundheitsschädliche Gerüche ausströmten.